Phänomene wie Krieg und Angst machen uns bewusst, dass wir heute weithin Karsamstag erleben und dass gerade dieser Tag unserer Lebenssituation irgendwie am ehesten entspricht. Der Karsamstag ist der Tag der schweigenden Leere und der Tag der Verborgenheit und des Schweigens Gottes, den wir aushalten müssen – damals wie heute.
Wie aber im Leben Jesu der Karsamstag nicht das Ende bedeutet hat, sondern in der Stille der Nacht von Gott her die Wende zum neuen Leben eingetreten ist, so leben wir als Christen auch heute in der Welt am Karsamstag; im Glauben dürfen wir aber an einem bereits österlich erhellten und verwandelten Karsamstag leben. Denn inmitten des Karsamstags bricht bereits das Licht der Osternacht, das Licht der Auferstehung hindurch.
Unser irdisches Leben steht zwar noch nicht im vollen Licht von Ostern, aber wir dürfen vertrauensvoll und in tragfähiger Hoffnung auf Ostern als das Fest des Lebens, der Liebe und des Friedens zugehen. Wir dürfen dafür dankbar sein, dass der lebendige Gott uns Ostern geschenkt hat. Gerade heute haben wir die Botschaft von der Auferstehung aus dem Tod dringend nötig.
Kardinal Kurt Koch