Patrozinium mit Orgelweihe in der Stiftskirche St. Petrus und Johannes d. Täufer
Neue Truhenorgel als optimale Lösung mit überschaubarem Aufwand
Konnte man letztes Jahr feierlich auf 900 Jahre Stiftskirche in Berchtesgaden zurückblicken und das Patrozinium durch die Enthüllung der restaurierten Figurengruppe „Barmherziger Vater“ mit Kardinal Marx am neuen Standort eine besondere Note verleihen, so hatte man auch im Jahr 2023 etwas Besonderes zu bieten, nämlich eine Orgelweihe!
Schon seit mehreren Jahren zeigen sich bei der großen Orgel in der Stiftskirche gewisse Mängel. Dazu kommt die schwierige akustische Gesamtsituation, die in diesem mächtigen Kirchenbau Probleme bereitet. Der Ton von der Orgelempore kommt nur mit Zeitverzögerung im Altarraum an und auch die Lautstärke ist in der Nähe der Orgel zwar massiv, im vorderen Kirchenbereich aber meist zu dürftig. Im Ergebnis ist es für viele Gottesdienstbesucher nicht leicht, in der Stiftskirche die Lieder beim Gottesdienst mitzusingen.
Aufgrund er Expertise des Orgelbaumeisters Hans-Ulrich Ebslöh und des Orgelsachverständigen der Erzdiözese, Prof. Friedemann Winkelhofer, und nach gründlicher Abwägung des Für und Wider versprach die Verlagerung der Musikquelle an die Schnittstelle zwischen Volksraum und Hochchor die einzig realistische Lösung zu bieten. Da die mächtige Orgel der Stiftskirche dort nicht unterzubringen ist, entschied man sich zur Liedbegleitung bei Gottesdiensten für eine mobile Truhenorgel mit 3 ½ Register. Diese wurde in der darauf spezialisierten und renommierten Orgelwerkstatt Klaus Grüble in Kerpen angefertigt. Beim Festgottesdienst zum Patrozinium der Kirche konnte Pfarrer Dr. Frauenlob das neue Instrument schließlich einweihen.
In seiner Predigt stellte er die Bedeutung des Zusammenwirkens in den Mittelpunkt. „Die Apostel waren ganz unterschiedliche Typen, hatten ihre Stärken und Schwächen. Aber Miteinander waren sie ein großartiges Team“. Ebenso bestehe eine Orgel aus verschiedenen Pfeifen, wie an dem offenen Prospekt der neuen Orgel deutlich zu sehen ist, im Zusammenklang sei die Wirkung aber frappierend. „Es ist schön, dass heute der St. Andreas-Chor zusammen mit dem Schulchor des Gymnasiums den Gottesdienst mitgestalten; auch hier könne man es sehen: sehr unterschiedliche Lebensalter, die miteinander Großartiges auf die Beine stellen – zu unser aller Freude! „Unterschiedliche Begabungen bereichern und ergänzen einander. Letztlich führen sie zu einem Ergebnis, das allein nicht möglich wäre!“ so fasste er seine Gedanken zusammen. Er brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die neue Orgel eine Einladung an alle sei, ihre Stimmen beim Gesang erklingen zu lassen und so die Freude des miteinander Betens und Singens in der Gemeinschaft zu erfahren.
Danach enthüllte Monika Nestle, die das Projekt maßgeblich betreut und vorangetrieben hatte, das Instrument, damit es vor dem ersten offiziellen Einsatz gesegnet würde. Die Schönheit und Präzision der handwerklichen Ausführung ganz in Holz beeindruckt auf den ersten Blick. Das durch das neue Instrument begleitete Credolied „Wer glaubt, ist nie allein“ zeitigte tatsächlich den erhofften Effekt, dass sich nämlich der Ton gleichmäßig in den hinteren und vorderen Kirchenraum gleichmäßig ausbreitet und die Lautstärke überall so moderat klingt, dass es leicht fällt, die Lieder ohne Verzerrungen mitzusingen.
Nach der Messfeier führte Verwaltungsleiter Michael Koller einige Aspekte zum Projekt aus. Das große Ziel einer Neuanschaffung der Stiftskirchenorgel hätte wohl viele Jahre in Anspruch genommen. Daher zielten die Verantwortlichen auf eine zeitnahe Lösung im überschaubaren finanziellen Rahmen ab. Nach Aussage aller einbezogenen Fachleute sei durch die Anschaffung dieser Truhenorgel die optimalste Lösung mit überschaubarem Aufwand erreichbar gewesen. Michael Koller dankte ausdrücklich Monika Nestle für ihre engagierte und sehr geräuschlose Arbeit in diesem Projekt. Die Umsetzung in kurzer Zeit hing wesentlich an einer Großspende eines in Berchtesgaden bekannten Ehepaares, das zwar anonym bleiben möchte, aber dem er sehr herzlich danke. Noch gibt es einen Fehlbetrag, aber Michael Koller ist sich sicher, dass dieser durch die Unterstützung vieler bald ausgeglichen werden könne. So kündigte er an, dass nach dem Gottesdienst in diesem Sinne gesammelt würde. Der Verwaltungsleiter betonte ausdrücklich, dass die große Stiftskirchenorgel selbstverständlich weiterhin gebraucht würde, für feierliche Ein- und Auszüge genauso wie für große Orchestermessen, bei denen der Chor weiterhin auf der Orgelempore positioniert bleiben wird. Für Konzerte, so rief er in Erinnerung, bevorzugten die Interpreten ohnehin die qualitativ hochwertige Klais-Orgel in der akustisch weitaus geeigneteren Pfarrkirche St. Andreas.
Monika Nestle dankte er mit einem bunten Blumenstrauß und leitete damit über zu einem kurzen Konzert, bei dem verschiedene Interpreten die Qualität und Vielseitigkeit der neuen Orgel zeigen konnten. Neben Monika Nestle (Orgel) spielten Bettine Clemen (Flöte), Simone Resch (Violine) und Adrian Suciu (Orgel) einige bekannte Musikstücke. Die Kirchenbesucher konnten wohlgestimmt nach Hause gehen, hatten sie doch einer Feier beigewohnt, die noch lange in der altehrwürdigen Stiftskirche nachklingen wird.
Bilder / Impressionen:
Bericht: Dr. Thomas Frauenlob