Jahresklausur der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen im Stiftsland Berchtesgaden

Erstes Treffen nach der Corona-Pandemie bringt konstruktive Gespräche

Bild aus der Jahresklausur

Rund 50 Mitglieder der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen in den sechs Pfarreien des Pfarrverbandes Stiftsland Berchtesgaden waren nach zweijähriger Corona-Pause vor kurzem wieder zu einer Klausur an zwei Tagen im Pfarrheim St. Andreas zusammengekommen.

Pfarrer Thomas Frauenlob, die Mitglieder des Pastoralteams und die Verwaltungsleitungen wollten die ehrenamtlichen Verantwortungsträger über die neuesten Entwicklungen informieren und sich über verschiedene aktuelle Themen beraten. Als Einstimmung hatte Gemeindereferentin Birgit Hauber verschiedene Bibelstellen zusammengetragen, die als Wurzeln unserer Messfeier angesehen werden können und die noch heute gut erkennbar sind. Pfarrer Frauenlob bot einen historischen und theologischen Überblick über die Bedeutung des Gottesdienstes für die frühen Gemeinden. Seit den Anfängen versammelten sich Christen „am ersten Tag der Woche“, dem heutigen Sonntag, um miteinander auf das Wort Gottes zu hören, Lieder zu singen, Gott Lob und Dank zu sagen, ihre Bitten und Anliegen zu formulieren und miteinander Brot zu brechen, also Eucharistie zu feiern. Daher charakterisiert die gottesdienstliche Versammlung die Christen seit ihren Ursprüngen. Das „Brechen des Brotes“ in ihren Häusern – wie es in der Apostelgeschichte steht und heute Eucharistiefeier oder Hl. Messe genannt ist - wird in den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) als „Quelle und Höhepunkt“ kirchlichen Lebens bezeichnet. Sie ist also die Hochform von Liturgie und Gottesdienst. 

Eine zukünftige Struktur des Gottesdienstangebots sollte diese Basis als Ausgangspunkt nehmen – so Pfarrer Frauenlob. Es gelte, sowohl die Quantität als auch die Qualität der Gottesdienste wohl zu bedenken. Zunächst stellte er in einer Übersicht das große Angebot an Gottesdiensten im Stiftsland vor, das manchen Teilnehmer staunen ließ, gibt es doch neben den Sonntaggottesdiensten an zahlreichen Orten ein Angebot, wie z. B. in den Altenheimen, Nebenkirchen oder auch im Krankenhaus. Angesichts der zu erwartenden geringeren personellen Ressourcen, insbesondere an Priestern, brauche es gewisse Kriterien, nach denen sich eine tragfähige Ordnung zukünftig ausrichten müsse. Grundsätzlich ist beabsichtigt – so Pfarrer Frauenlob – in jeder Pfarrkirche des Stiftslandes eine Sonntagsmesse angeboten werden. Zweitens sollte die Einbindung des Franziskanerklosters in diese Architektur intensiviert werden. Im Pfarrverband sollte drittens täglich eine Heilige Messe garantiert sein. Viertens gebe es darüber hinaus noch eine große Bandbreite an Gottesdienstformen außerhalb der Messfeier, die zum Teil schon angeboten würden, aber durchaus noch ausgebaut werden könnten. Ziel ist ein Gottesdienstvielfalt, die sowohl die zahlreichen Traditionen, die Kirchenjahreszeiten als auch die unterschiedlichen Bedürfnisse der Gläubigen berücksichtige. Insbesondere die Advents- und Weihnachtszeit böten hier viele Möglichkeiten, aber auch die Fastenzeit, der Marienmonat Mai oder der Oktober, sowie Angebote für verschiedene Altersgruppen ermöglichten besondere Akzente und wollen berücksichtigt sein. Das heiße aber zugleich, dass von wenig nachgefragten Gottesdiensten beherzt Abschied genommen werden müsse, da damit auch immer ein personeller Aufwand verbunden ist, wie z. B. Mesner- und Organistendienste, Lektor/innen, Ministrant/innen und eben auch Zelebranten. Hier böten sich neue Freiräume, Angebote zu entwickeln, die die Gläubigen ansprechen und daher gesucht seien. Der Präsentation des Pfarrers schloss sich eine rege Diskussion an, die weitere Aspekte zutage förderte. Die gesamte Thematik muss nun im Pfarrverbandsrat eingebracht werden, damit eine breite Grundlage für eine angemessene Entscheidungsfindung entstehen kann. Zusätzlich sind für die Fastenzeit Pfarrversammlungen geplant, in denen die Informationen nochmals für alle Interessierten erläutert werden sollen. 

Die Themen Personal, Finanzen und Bau- und Renovierungsmaßnahmen hatten die Verwaltungsleiter, Bernadette Moderegger und Michael Koller, vorbereitet. Im Pfarrverband sind derzeit 34 Personen meist in Teilzeit angestellt. Dabei handelt es sich um Mesner- und Sekretariatsdienste, Buchhaltung, Hausmeister und Reinigungsdienste, sowie den gesamten Bereich der Kirchenmusik. Insgesamt werden 384 Wochenstunden von den Angestellten, die im Haushaltsverbund Stiftsland alle bei der Trägerstiftung St. Andreas-Berchtesgaden beschäftigt sind, geleistet. Dies ergibt in der Summe knappe zehn Vollanstellungen, was ein erstaunliches Ergebnis darstellt, als damit alle sechs Pfarreien im Stiftsland „versorgt“ werden. Ohne so manch ehrenamtliches Engagement im Hintergrund wäre dies allerdings undenkbar.

Verwaltungsleiterin Bernadette Moderegger berichtete, dass die Grundsteuererklärung und die Einführung der Umsatzsteuer für Kirchenstiftungen zurzeit viel zusätzlichen Aufwand verursachten. Bezüglich des Haushalts konnte sie vermelden, dass die Kirchenstiftungen 2021 erstmals seit Jahren kein Defizit mehr „erwirtschafteten“. Insbesondere durch die strikte Einhaltung der von der Erzbischöflichen Finanzkammer vorgeschriebenen – und nur in dieser Höhe refinanzierten – Richtwerte sei eine solide Haushaltsführung möglich. Diese positive Entwicklung dürfte sich 2022 angesichts der großen Preissteigerungen im Energiebereich wieder abschwächen.

Für den Bereich Bau und Renovierungen verwies sie auf den Abschluss diverser Maßnahmen in der Stiftskirche, die Errichtung der Kapelle für die Kreuzigungsgruppe in Marktschellenberg und eine Vielzahl von kleineren Verbesserungen im ganzen Stiftsland. Aktuell läuft das große Projekt der Generalsanierung des Pfarrhofs in Oberau und die Planungen für die Erneuerung des Kirchendachs in der Strub, sowie verschiedene Maßnahmen in der Kirche in Bischofswiesen. In weiterer Zukunft stehen die Ertüchtigung des Pfarrheims St. Andreas, das seit vierzig Jahren in Betrieb ist, und die Sanierung der Wallfahrtskirche Maria Gern an. Bei allen Maßnahmen wird insbesondere Wert auf ökologische Aspekte und Nachhaltigkeit gelegt. Nicht zuletzt aufgrund der hohen Zahl an Austritten und in deren Folge des schwächer werdenden Kirchensteueraufkommens werden die Zuschüsse seitens der Diözese weniger und manche Maßnahme schlicht nicht mehr möglich sein.

Die Teilnehmer der Klausur brachten noch manches weitere Thema ein, das konstruktiv besprochen werden konnte. Bereits am Freitagabend, aber auch am Samstag war aber auch genug Zeit für die Pflege der Gemeinschaft beim Essen und gutem Austausch in den Pausen. Es herrschte dankbarer Konsens darüber, dass diese Klausur im Pfarrheim St. Andreas wieder einmal nötig war, um sich nach der Neuwahl der Pfarrgemeinderäte 2022 und der Corona bedingten Abstinenz von zwei Jahren wieder einmal „normal“ begegnen und sich besser kennenlernen zu können.

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