"Möge der Herr das schöne Berchtesgadener Land auch weiterhin segnen ..."

Benedikt XVI. (+31.12.2022) war vor seiner Papstwahl mehrmals in Berchtesgaden

Der Tod des 95-jährigen emeritierten Papstes Benedikt XVI. gibt Veranlassung, noch einmal an die zahlreichen Verbindungen des Verstorbenen zu Berchtesgaden sowie an einige Besuche des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger in unserer Heimat zu erinnern.

 

Vater Georg war als Gendarm auch in Königssee


Bereits der Vater des verstorbenen Papstes hielt sich eine Zeit lang im Berchtesgadener Land auf. Lange bevor er 1920 eine Familie gründete, kam er am 1. März 1909 als Mitglied des königlich-Bayerischen Gendarmerie-Korps nach Königsee, wo er zwei Jahre und vier Monate blieb und sich – wie Papst Benedikt einmal betonte – „schöne Erinnerungen, auch Freunde, an diesen Ort bewahrte“.

 

Primizpredigt für Franz Niegel


Am 4. Juli 1954 hielt der 27-jährige Theologie-Dozent Joseph Ratzinger in der Berchtesgadener Stiftskirche die Primizpredigt für den Neupriester Franz Niegel. Die Predigt ist im Wortlaut erhalten und zeigt die bereits damals geschliffene Ausdrucksweise des späteren Kardinals. Bis zum Tod von Franz Niegel am 26. Oktober 2017 blieben der „Volksmusikpfarrer“ und sein Primizprediger freundschaftlich verbunden.

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Pfarrer Otto Schüller und der Primizprediger Joseph Ratzinger (links) begleiten den Neupriester Franz Niegel in den Pfarrhof

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Beim Primizmahl im "Café Lockstein": der Neupriester Franz Niegel mit seinen Eltern, Pfarrer Otto Schüller und dem Primizprediger Joseph Ratzinger (rechts)

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Sein Schüler Vinzenz Pfnür vom „Seimler“


Ebenfalls in enger Verbindung mit Joseph Ratzinger – auch nach der Papstwahl – blieb sein Schüler und danach wissenschaftlicher Assistent Vinzenz Pfnür (1937–2012). Pfnür wurde später Professor für Kirchengeschichte in Münster. Als Mitglied im „Schülerkreis Joseph Ratzinger“ verfasste er eine Bibliografie des literarisch-theologischen Werkes von Joseph Ratzinger.
Als der Doktorvater seinen Schützling einmal in seiner Heimat besuchen wollte, waren nur dessen Eltern Sophie und Vinzenz Pfnür zugegen, mit denen sich Ratzinger im Café Seimler bestens unterhielt, wovon einige Fotos Zeugnis ablegen.
In den letzten Jahren erkundigte sich Papst Benedikt immer wieder nach Maria am Berg und dem „Seime-Soferl“. Nicht zuletzt dieses große Interesse an der Heimat des „Seime-Zenzei“ und an Maria am Berg veranlassten den Pfarrverband, neben dem Kirchlein 2018 ein von Walter Angerer d. J. geschaffenes Porträt des Papstes zur Erinnerung aufzustellen.

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Doktorvater Joseph Ratzinger mit den Eltern seies Schützlings im Garten des "Café Seimler"

 

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Der Sekretär von Papst em. Benedikt, Kurienerzbischof Georg Gänswein, enthüllte im September 2018 eine Erinnerungs-Stele

 

Joseph Kardinal Ratzinger als Firmspender


Am 3. Mai1978 spendete Joseph Kardinal Ratzinger 82 Berchtesgadener Buben und Mädchen das Sakrament der Firmung. Nach dem Firmungsgottesdienst stattete der Kardinal dem Altenheim „Felicitas“ einen Besuch ab. Am 21. Mai 1980 spendete Kardinal Ratzinger die Firmung in der Pfarrei Unterstein.

 

Pontifikalamt am Epiphaniefest 1987


Auf Einladung des damaligen Berchtesgadener Pfarrers Dr. Walter Brugger feierte Kurienkardinal Joseph Ratzinger in der Stiftskirche den Festgottesdienst am 6. Januar 1987. Seine Predigt „Verheißung und Erfüllung – Vision und Wirklichkeit“ wurde danach als Broschüre gedruckt. Pfarrer Brugger bewertete die Predigt in seinen Erinnerungen als „schriftnah, geschliffene Sprache, bilderreich, faszinierend, und dies alles aus dem Stand, aus dem Gedächtnis und aus dem Herzen“. An einem anschließenden Stehempfang nahmen Geistliche der Pfarrei, der evangelische Pfarrer Dr. Wolfgang Höhne, Vertreter des öffentlichen Lebens sowie Mitglieder des Pfarrgemeinderates und der Kirchenverwaltung teil. Landrat Martin Seidl überreichte dem hohen Gast die Landkreismedaille.

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Marktbürgermeister Anton Plenk begrüßt den hohen kirchlichen Würdenträger

 

Besuch zur Bergweihe am 6./7. Januar 1990


Am Fest „Erscheinung des Herrn“ 1990 vollzog Kurienkardinal Joseph Ratzinger im Salzbergwerk die traditionelle Bergweihe über Tage und unter Tage. Einen Tag später feierte er in der voll besetzten Stiftskirche ein Pontifikalamt zum Fest „Taufe des Herrn“. In seiner auf diesen Anlass abgestimmten Predigt bezeichnete er die Taufe als Regenbogen Gottes und Tür der Hoffnung.

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Auf dem Weg zum Pontifikalgottesdienst mit Pfarrer Dr. Walter Brugger und Landrat Martin Seidl

 

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Pontifikalamt am Epiphaniefest 1994


Auch die Predigt, die Kurienkardinal Joseph Ratzinger im Festgottesdienst am 6. Januar 1994 zum Thema „Suchen – Gehen – Finden“ hielt, wurde danach in einer kleinen Broschüre abgedruckt.

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Von links: Geistlicher Rat Otto Schüller, Kaplan Harald Wechselberger, Prälat Dr. Walter Brugger, Kurienkardinal Joseph Ratzinger, Franziskanerpater Daniel Patalak

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„Eine lange, geistig bereichernde Freundschaft“


Unter dieser Überschrift widmet der ehemalige Berchtesgadener Pfarrer Dr. Walter Brugger dem verstorbenen Papst emeritus ein ganzes Kapitel seines 2021 erschienenen Buches „Unterm Gipfelkreuz des Lebens“, das er auch als Ganzes „dem großen Theologen Joseph Ratzinger, Papst em. Benedikt XVI., in Verehrung und Dankbarkeit“ gewidmet hat. Er beschreibt darin, wie er in Freising 1954–1955 Dogmatik-Vorlesungen von Joseph Ratzinger besuchte, wie ihm dieser 1958 das Du angeboten hat, wie er mit dem inzwischen Erzbischof gewordenen Freund einen Schafkopf spielte, wie er den zum Kurienkardinal Ernannten regelmäßig in Rom besuchte, wie aufgeregt er beim ersten Treffen mit „Papst Benedikt“ war und dass er ihn auch nach seinem Rücktritt einige Male in Rom besuchen durfte. Er schließt sein Buch mit den Sätzen: „Es ist mir ein großes Anliegen, meine Memoiren dem zu widmen, der seine Bücher, die ich von ihm bekam oder schon besaß, meist mit dem Satz signierte: „In alter Freundschaft!“ Dies möchte ich hier zurückgeben, indem auch ich schreibe: „In alter Freundschaft!“

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Weihnachtsmusik für den Papst


In seiner Funktion als Diözesanvorsitzender des „Deutschen Vereins vom Heiligen Land“ ließ Dekan Peter Demmelmair 2005 eine Benefiz-CD mit alpenländischer Weihnachtsmusik zugunsten des Caritas-Babyhospitals in Bethlehem produzieren. Bei einer Generalaudienz am Petersplatz konnte er die erste CD persönlich an Papst Benedikt überreichen und berichtete später: „Der Heilige Vater liebt die alpenländische Volksmusik seiner Heimat. Er wünscht unserem Unternehmen viel Erfolg und Gottes Segen.“
Als Papst Benedikt 2006 Deutschland einen Besuch abstattete, fuhr Demmelmair mit etwa 50 Berchtesgadenern zur Papstreise nach München, was für alle ein „super Erlebnis“ war.

 

Zwei sich mehrmals kreuzende Lebenswege


Auch Monsignore Thomas Frauenlob blickt dankbar auf viele gemeinsame Stunden mit Joseph Ratzinger/Papst Benedikt zurück. Frauenlob hatte schon in seiner römischen Studienzeit (1989-1995) mehrere Begegnungen mit Kurienkardinal Ratzinger. Als Frauenlob von 1997 bis 2006 das Studienseminar St. Michael in Traunstein leitete, kamen die Brüder Joseph und Georg Ratzinger regelmäßig nach Weihnachten zu einem kurzen Aufenthalt in das Studienseminar. Von 2006 bis 2013 arbeitete Frauenlob in Rom beim Heiligen Stuhl unter einem bayerischen Landsmann als Papst und konnte auch dessen letztem öffentlichen Gottesdienst vor dem überraschenden Rücktritt beiwohnen. 2015 besuchte Frauenlob mit Ministrantinnen und Ministranten aus dem Pfarrverband Stiftsland den emeritierten Papst in seinem Kloster. Dieser begrüßte sichtlich erfreut die in zwei Bussen angereiste Gruppe: "Griaß euch Gott - schee, dass do seid's!" Die Minis hatten Weisenbläser und Schuhplattler in ihren Reigen und der Heilige Vater interessierte sich besonders für das Stiftsland-Logo mit den Petersschlüsseln. Im August 2022 hat der Berchtesgadener Pfarrherr zum letzten Mal Papst Benedikt persönlich im Vatikan getroffen.

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Stele mit dem Porträt von Papst Benedikt neben der Kirche Maria am Berg

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Fotos: Pfarrarchiv St. Andreas und privat

Andreas Pfnür

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