Wer glaubt, ist nicht allein

Der Berchtesgadener Frauenbund feierte seinen 40. Geburtstag mit vielen Erinnerungen und guter Laune

Berchtesgaden - Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) feiert in diesem Jahr sein 120-jähriges Bestehen, der Berchtesgadener Zweigverein immerhin bereits seinen 40. Geburtstag. Dort engagieren sich Frauen, die authentisch ihr Leben gestalten und interessiert sind an aktuellen Themen. Kann man nachlesen. Aber auch, dass diese Frauen mit Spaß an Gemeinschaft und Zusammensein gerne miteinander nachdenken, reden, planen und handeln, lachen und feiern. Letzteres nahm der Frauenbund Berchtesgaden wörtlich und feierte sein Jubiläum im Pfarrheim St. Andreas im Nonntal.

Gelacht wurde ebenso reichlich und in Erinnerungen gekramt in einem dicht getakteten Programm, dem ein Gottesdienst voranging, in dem Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob Unterstützung fand in seinem Vorgänger Peter Demmelmair. Der dritte Geistliche, der den Frauenbund ein großes Stück begleitete, sogar seine Gründung in die Wege geleitet hatte, konnte zwar nicht persönlich an der Feier teilnehmen. Dr. Walter Brugger sandte immerhin ein Grußwort, das Monika Kurz verlas.

Hatte Pfarrer Peter Demmelmair in seiner Predigt die "drei großen Z" (Zeit, Zuwendung, Zärtlichkeit) in den Mittelpunkt gestellt, ging Veronika Dollinger-Schmid, die souverän durch den Abend führte, wenigstens ein Stück bei ihrer Begrüßung darauf ein und auch auf einige Grundsätze, auf die sich die Gründung des Katholischen Frauenbundes und letztlich auch des Zweigvereins in Berchtesgaden stützt. Das Kernthema der Feierstunde wurde aber nicht die lebendige Spiritualität oder Frauenrechte, was allerdings vor vier Jahrzehnten noch mit anderen Augen als in der Gegenwart gesehen und bewertet wurde.

Stattdessen gab es Ehrungen für die "Frauen der ersten Stunde", also Gründungsmitglieder, von denen 18 noch immer aktive Mitglieder im Frauenbund sind. Die Hälfte von ihnen nahm an der Feier teil und wurde mit Blumen bedacht: Linda Pfnür, Monika Hafenmair, Martha Wörnle, Anna Gloßner, Waltraud Schöbinger, Edeltraud Scheel, Christl Ibler, Renate Gollinger und Zenzerl Bruckner.

"Zum Feiern sind wir Frauen meist gut aufgelegt", verkündete Hildegard Grosse, die Vertreterin des Diözesanverbandes München und Freising. Der Katholische Frauenbund sei ein Zusammenschluss von Frauen, die sich einbringen und auch über die Kirchturmspitze hinaussehen wollten. Auf rund 120.000 Mitglieder dürfe man zählen, allerdings seien es schon einmal mehr gewesen, gab Hildegard Grosse zu. "Wir sind die Stimme, die gehört wird, in der Politik, in der Gesellschaft und auch in der Kirche." Die Bildung von Frauen dürfe nicht vernachlässigt werden, den das sei der Schlüssel zur Macht. Vom Gemüt her seien Frauen eher zurückhaltend, während Männern der Drang zum Dominieren und Verdrängen eigen sei. Zudem wies die Vertreterin des Diözesanverbandes darauf hin, dass Care-Arbeit ein wichtiges Element im Bund sei.

Linda Pfnür gehört nicht nur zu den Frauen, die von Beginn an dabei waren, sie war auch die erste Vorsitzende des Zweigvereins in Berchtesgaden und hatte diese Funktion ein Dutzend Jahre inne. Über die Anfänge des Vereins hatte sie viele interessante Dinge zu berichten, auch über die "Empfehlung", die der damalige geistliche Beirat und Initiator Pfarrer Dr. Brugger gab, dass künftige neue Mitglieder des Frauenbundes nicht über 50 Jahre alt sein sollten.

Fotos aus dem Vereinsleben der Anfangsjahre kommentierte Anna Glossner in gewohnt launiger Weise und daran anschließend erinnerte Margarete Schulmayr an die "Neuzeit", die bei vielen sicherlich noch gut in Erinnerung ist. Wie wohl auch die Zeit, in der Pfarrer Peter Demmelmair als zweiter geistlicher Beirat die Frauen des Zweigvereins begleitete. Den Frauenbund habe er in seiner langen Berchtesgadener Zeit als einen Motor in der Pfarrei wahrgenommen. In seinen Erinnerungen nahm die Israel-Reise einen besonderen Platz ein. Wobei ihm die Reaktion eines Scheichs sicher immer noch Vergnügen bereitet, denn der ließ Neid beim Anblick eines Mannes mit 19 Frauen erkennen. 

Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob bekannte, dass ihn der Frauenbund-Abend in der Erkenntnis bestärkt habe, dass, wer glaubt, nie allein sei. Nicht allein sein sei ein großer Wert.

Einen ganz besonderen Blumenstrauß hatten Gundi Lackner und Martha Wörnle zum Fest mitgebracht. Zwar waren die Papiergebinde bunt, doch sie lieferten schwarz auf weiß Zahlen, ganz konkrete Summen der Spenden, die im Laufe der Jahrzehnte zusammengetragen wurden und Hilfe brachten bei verschiedensten Empfängern.

40 Jahre Vereinsleben kann man wohl nicht in gut zwei Stunden Programm eines Festabends "aufarbeiten". Was im Gedächtnis haften bleibt, sind vielleicht nur Splitter, Anrisse von Erlebnissen, imponierenden Hilfeleistungen und auch ein gutes Stück Zusammenhalt unter Gleichgesinnten. Allerdings fiel auch auf, dass es vorwiegend Damen in Feierlaune waren, die man nicht sofort in eine Jugendgruppe einordnen würde. Vielleicht ist das, wie bei so vielen und immer häufiger werdenden Gruppen, das Gesicht der Zeit.

Den Schlussakkord des Abends lieferten vorerst nicht Harfenistin Eva Kastner und Sabine Schmid am Hackbrett, die der Feier einen facettenreichen musikalischen Rahmen umlegten, sondern Doris Müller und Margarethe Schrimpf mit einem Gstanzl, zu dem mitgesungen werden durfte und das zumindest als kleiner Werbeaufschrei gewertet werden konnte: "Der Frauenbund, der Frauenbund sucht dringend neue Leut'." Immerhin, so durfte man im Laufe des Abends erfahren, stieg das Durchschnittsalter der Mitglieder seit der Gründung vor 40 Jahren um rund 20 Jahre.

Dieter Meister
im "Berchtesgadener Anzeiger" 
vom 4. November 2023

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Der Jubiläumsgottesdienst in der Pfarrkirche St. Andreas wurde von Bettine Clemen (Flöte) und Monika Nestle (Orgel) musikalisch umrahmt.

 

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Konzelebration des ehemaligen und des derzeitigen geistlichen Beirates Pfr. Peter Demmelmair (r.) und Monsignore Dr. Thomas Frauenlob.

 

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Sektempfang im Foyer des Pfarrheimes St. Andreas.

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Eva Kastner (Harfe) und Sabine Schmid (Hackbrett) begleiteten musikalisch durch den Abend.

 

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Teamsprecherin Vroni Dollinger-Schmid begrüßte die große Gästeschar.

 

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Eingerahmt von Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob (l.) und Pfarrer Peter Demmelmair präsentierten sich die Gründungsmitglieder (v.l.): Linda Pfnür, Monika Hafenmair, Martha Wörnle, Renate Gollinger, Anna Gloßner, Waltraud Schöbinger, Edeltraud Scheel, Christl Ibler und Zenzerl Bruckner.

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Grußwort von Diözesanschatzmeisterin Hildegard Grosse.

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Die erste langjährige Vorsitzende Linda Pfnür erzählte von den Anfangsjahren des Zweigvereins.

 

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Monika Kurz verlas ein Grußwort des 94-jährigen "Gründervaters", Pfarrer i.R. Dr. Walter Brugger.

 

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Pfarrer Peter Demmelmair erinnerte sich gerne an den Berchtesgadener Frauenbund.

 

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Martha Wörnle wies auf die vielen Aktionen des Zweigvereins hin, deren Erlöse sozialen Zwecken zugutekamen.

 

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Schatzmeisterin Gundi Lackner verdeutlichte, dasss die Spenden des Frauenbundes im Laufe der 40 Jahre einen großen bunten Strauß ergaben.

 

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Auch Pfarrer Thomas Frauenlob beglückwünschte als geistlicher Beirat "seinen" Frauenbund-Zweigverein zum Jubiläum.

 

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Margarethe Schrimpf (l.) und Doris Müller sangen zusammen mit den Gästen zum Abschluss lustige Gstanzln.

 

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"Der Frauenbund, der Frauenbund sucht dringend neue Leut'!"

 

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Ein Prosit auf 40 Jahre Frauenbund Berchtesgaden ...

Fotos: privat

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