Neue Truhenorgel für die Stiftskirche angeliefert

Weihe und Orgelkonzert beim Patroziniumsgottesdienst am Sonntag, 25. Juni, um 18.30 Uhr

Im Juni 2015 fand in der Pfarrkirche St. Andreas ein Chorkonzert des "Anchorage Concert Chorus" statt, "ein Benefizkonzert zugunsten der Orgel in der Stiftskirche", wie es hieß. Es sollte der Auftakt für eine Spendenaktion sein, weil die Orgel, wie Pfarrer Thomas Frauenlob damals sagte, "aus dem vorletzten Loch pfeift". Insbesondere die in den rückwärtigen Bänken sitzenden Kirchenbesucher konnten gelegentlich pfeifende oder klappernde Nebengeräusche der 1969 gebauten Orgel hören. Ein Orgelsachverständiger sah damals Handlungsbedarf, wobei allerdings unklar war, ob die Orgel restauriert, ergänzt, teilweise oder vollständig erneuert werden sollte. Mittlerweile sind acht Jahre vergangen, die Orgel ist noch immer nicht grundlegend saniert, aber es konnte jetzt ein passabler Kompromiss gefunden werden. 

Im "StiftsBoten Pfingsten 2023" schreibt die Organistin Monika Nestle, wie es dazu gekommen ist. Der Hamburger Orgelbauer Hans-Ulrich Erbslöh, der 2018 die Orgel der Evangelischen Stadtkirche Bad Reichenhall erweitert und die Orgel der Berchtesgadener Christuskirche sechs Wochen lang generalsaniert hatte, besichtigte im Sommer 2022 auch die Stiftskirche, die wegen der lang gestreckten Innenräume (hinteres und vorderes "Kirchenschiff" zuzüglich Altarbereich) eine schwierige Akustik hat. Neben Löungsvorschlägen, die für die Pfarrei nicht zu finanzieren sind (komplett neue Orgel auf der Orgelempore und/oder Chororgel im Bereich der Sakristei), empfahl er die Verwendung einer sogenannten Truhenorgel im vorderen Teil der Kirche. Diese hat trotz einer gewissen äußerlichen Ähnlichkeit mit einer elektronischen Orgel nichts zu tun - vielmehr werden die Töne wie bei einer "richtigen" Orgel in Pfeifen erzeugt. Sie eignet sich zur Begleitung einer Schola, eines kleinen Chores oder eines Kinderchores. Auch ist der Organist wesentlich näher "am Geschehen". So wurde im vergangenen Jahr ein entsprechender Auftrag an die Orgelwerkstatt Klaus Grüble in Kerpen erteilt.

Am Samstag brachte der Orgelbauer die fertiggestellte Truhenorgel, die - in zwei Teilstücke zerlegt - in einem Kombi transportiert werden kann, selbst zur Stiftskirche. Dort brauchte es vier kräftige Männer, welche die Orgel vorsichtig aus dem Auto hoben und durch die Sakristei in die Stiftskirche transportierten, wo sie schnell zusammegebaut war. Monika Nestle konnte es kaum erwarten, dem Instrument die ersten Töne zu entlocken, die zur Zufriedenheit aller Beteiligten ausfielen. Die Orgel hat dreieinhalb Register: Gedackt 8', Rohrflöte 4', Prinzipal 2' und Prinzipal 8' ab c'. Alle Pfeifen sind aus Holz, was zu eiem milden, warmen Klang führt. Das auf Rollen fahrbare Instrument hat eine herausziehbare Manual-Klaviatur und ein vielfach verstellbares Notenpult, außerdem eine Transponiervorrichtung, womit die Stimmung bei Bedarf um einen Halbton nach unten oder nach oben verändert werden kann. Die Kosten der Orgel in Höhe von über 30.000 Euro wurden von einem Sponsor zum größten Teil übernommen.

Im Rahmen des Festgottesdienstes zum Patrozinium der Stiftskirche am kommenden Sonntag, 25. Juni, um 18.30 Uhr soll die neue Truhenorgel ihre Weihe erhalten. Im Anschluss stellen Kirchenmusiker in einem etwa eine Viertelstunde dauernden Orgelkonzert den Klang des neu erworbenen Instruments vor.

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Verwaltungsleiter Michael Koller (l.), Organistin Monika Nestle und der Reichenhaller Kirchenmusikdirektor Matthias Roth (r.) schauen zu, wie Orgelbauer Klaus Grüble das erste Teil der Truhenorgel aus dem Pkw Kombi holt

 

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Die Orgel hat zerlegt in einem Kombi Platz, wenn auch knapp

 

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Auch Verwaltungsleiter Michael Koller (l.) packt zusammen mit Matthias Roth, Klaus Grüble und Mesner Joggerl Maltan an, um das Orgel-Oberteil aus dem Kombi zu heben

 

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Die Truhenorgel passt nicht nur durch die Sakristei-Eingangstüre ...

 

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...sondern auch durch das Sakristei-Portal, das in die Stiftslirche führt

 

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Die Truhenorgel wird zu ihrem späteren Einsatzort gefahren

 

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Das Oberteil wird durch einfaches Einrasten mit dem Unterteil verbunden

 

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Zum Schluss wird die obere Abdeckplatte aufgesetzt

 

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Orgelbauer Klaus Grüble zeigt, wie das Manual aus dem Orgelgehäuse herausgezogen wird

 

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Noch ein paar Handgriffe - und schon ist das Instrument spielbereit

 

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Auch Kirchenmusikdirektor Matthias Roth von der Evangelischen Stadtkirche Bad Reichenhall testet die neue Orgel der Berchtesgadener Stiftskirche

 

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Die beiden Organistinnen Monika Nestle (v.l.) und Angela Hanke sowie dei Orgelbauer Klaus Grüble und Hans-Ulrich Erbslöh zeigten sich zufrieden mit dem Klang des weitgehend aus Holz gefertigten Instruments

 

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Nur in seltenen Fällen wird die Truhenorgel an dieser Stelle stehen. Gewöhnlich hat sie ihren Platz neben dem vorderen Portal, das in den Kreuzgang und zur Martinskapelle führt

 

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Die Vorderseite ("Prospekt") des Instruments zeigt zwanzig hölzerne Orgelpfeifen in verschiedenen Gößen

 

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Mit ihen dreieinhalb Registern ist die kleine Truhenorgel quasi ein Ausschnitt aus einer "großen" Orgel

 

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Im Rahmen des Festgottesdienstes zum Patrozinium der Stiftskirche am Sonntag, 25. Juni, um 18.30 Uhr wird die neue Truhenorgel geweiht, anschließend gibt es ein kurzes Orgelkonzert

Andreas Pfnür

 

 

 

 

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