Kardinal Marx besucht Pforte der Barmherzigkeit an der Stiftskirche

Berchtesgaden – Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, besuchte am Sonntag die Pforte der Barmherzigkeit an der Stiftskirche und feierte anschließend mit den Gläubigen einen Pontifikalgottesdienst, in dem er nicht nur des vor 28 Jahren seliggesprochenen Pater Kaspar Stanggassinger gedachte, sondern auch an die Verschonung Berchtesgadens beim Bombenangriff auf den Obersalzberg vor 71 Jahren erinnerte. Im Anschluss an den Festgottesdienst wohnte er im Pfarrheim der Matinee zur Einweihung des neuen Flügels für die Stiftsmusik Berchtesgaden bei, in der einige Mitglieder der Stiftsmusik ihr Können zeigten.

Ein „Begrüßungs-Komitee“, dem neben der Geistlichkeit Mitglieder von Pfarrgemeinderäten des Pfarrverbandes Stiftsland Berchtesgaden, der Pfarrverbandsratsvorsitzende sowie der Marktbürgermeister angehörten, empfing den Kardinal auf dem Schlossplatz und geleitete ihn zum Nordportal der Stiftskirche. Dort wies Pfarrer Thomas Frauenlob den Gast besonders auf die vor der Heiligen Pforte stehende Figur des barmherzigen Vaters hin, die der Bildhauer Hermann Bach der Pfarrei 1922 zum 800-jährigen Jubiläum der Stiftskirche geschenkt hatte. Nach dem Durchschreiten der Pforte reichte Gemeindereferentin Gabriele Hartmann dem Erzbischof eine Kerze, die dieser entzündete und in einer Schale in der Mitte der Vorhalle aufstellte. Jeder Besucher der Heiligen Pforte hat übrigens die Möglichkeit, hier in diesem geradezu prädestinierten Meditationsraum eine Kerze aufzustellen, nicht zuletzt, um – wie es Pfarrer Frauenlob ausgedrückt hatte – „ein wenig Licht in das Dunkel des eigenen Lebens zu bringen“.

Reinhard Kardinal Marx entzündet eine Kerze im Meditationsraum

Nach einer kurzen Pause begann der Pontifikalgottesdienst mit dem feierlichen Einzug, diesmal durch das Hauptportal. In seiner kurzen Begrüßung erzählte Pfarrer Thomas Frauenlob dem Kardinal, dass er mit einer Pilgergruppe gerade von Rom zurückgekommen sei, wo man vier Heilige Pforten durchschritten habe, „aber keine war so schön wie die in Berchtesgaden“. Reinhard Kardinal Marx betonte seinerseits, dass er die Pforten der Barmherzigkeit für einen wichtigen Impuls im Heiligen Jahr halte, und eröffnete den Gottesdienst. Konzelebranten des Erzbischofs waren Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob, Kaplan Gerhard Wiesheu, Pater Benno und Pater Terencjan vom Franziskanerkloster, Pfarrer i. R. Hans Fischer, Diakon Michael König und Diakon Bernhard Hennecke. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst buchstäblich „mit Pauken und Trompeten“: Der St.-Andreas-Chor sang, begleitet von Orgel und Bläsergruppe, die Messe brève von Léo Delibes. An der Orgel war Simon Kohl.

„Vor 2000 Jahren, am Beginn des Christentums, waren die Leute sicherlich überrascht über die Schnelligkeit der Bewegung“, leitete Kardinal Marx seine Predigt ein. Das Christentum habe sich innerhalb einer Generation unheimlich verbreitet, „da muss etwas passiert sein, damals. Es war die feste Überzeugung der Menschen: ‚Christus lebt, auf ihn können wir setzen!‘“ Marx rief dazu auf, sich auch heute in der persönlichen Lebensgeschichte immer an die „Kraft des Anfangs“ zu erinnern und daraus einen neuen Anfang zu machen. „Das Heilige Jahr kann uns helfen, wieder in die Spur zu kommen.“ Zum Jahr der Barmherzigkeit sagte Marx: „Barmherzig zu sein, ist für uns nicht schwierig, weil wir selbst Barmherzigkeit erfahren dürfen.“ Damit kam er auf die „Radikalität der Barmherzigkeit Gottes“ zu sprechen. Es sei keine Barmherzigkeit von oben herab, „nein, Gott geht in unser Nichts hinein, in unsere Sünde“. Abschließend wünschte Marx: „Möge dieses Heilige Jahr allen helfen, die Kraft des Anfangs, des österlichen Glaubens, neu zu entdecken und neu zu leben.“

Nach den Fürbitten, vorgetragen unter anderem von einem Kommunionkind und einem Firmling, kamen die Kinder der „Kinderkirche“ aus der Martinskapelle zurück und legten selbst angefertigte Zeichnungen auf den Altarstufen nieder. Zum Vaterunser durften sie in den Altarraum kommen und bildeten mit Kardinal Marx einen Gebetskreis.

Gebetskreis mit Reinhard Kardinal Marx

Nach dem Schlussgebet richtete Pfarrverbandsratsvorsitzender Michael Koller einige Worte an den Kardinal, dankte diesem für sein Kommen und überreichte ihm als Geschenk einen Siebdruck des seligen Kaspar Stanggassinger von Walter Angerer dem Jüngeren.

Das Reliquiar mit der Reliquie des seligen Pater Kaspar Stanggassinger, Patron des Pfarrverbandes Stiftsland Berchtesgaden, das während des Festgottesdienstes vor dem Ambo gestanden hatte, wurde beim Auszug wieder in den Reliquienschrein auf dem Augustinusaltar übertragen. Hier betete der Kardinal mit allen Gläubigen das Kaspar-Stanggassinger-Gebet, ehe der Diakon mit dem Entlassungsruf den Festgottesdienst beendete.

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Der Besuch des Erzbischofs war damit allerdings noch nicht zu Ende. Zusammen mit etlichen Kirchenbesuchern wechselte er ins Pfarrheim St. Andreas zur „Einweihung“ des neuen Flügels. „Der alte Flügel hat einfach nicht mehr zu einem so dynamischen Kirchenmusiker gepasst“, sagte Kirchenpfleger Hermann Amann und berichtete weiter, dass der Stiftskapellmeister selbst sich auf dem Markt für Klaviere umgesehen habe und fündig wurde. Das gebrauchte Instrument, das aus privater Hand erworben wurde und einen Neupreis von etwa 45000 Euro hat, kostete allerdings stolze 13000 Euro. Nachdem 5000 Euro durch zwei private Spenden abgedeckt waren, hatte sich der Kirchenpfleger an die „Dr. Heinz und Maria Loewe Stiftung“ gewandt und von dieser weitere 5000 Euro erhalten. Amann dankte dem anwesenden stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, Klaus Gerlach, für die großzügige Unterstützung.

Nun hatte die Musik das Wort: Lisa Wiltsch, Philipp Kortenacker, Simon Kohl, Udo Langenhorst, Tassilo Neugebauer, Adrian Suciu, Jonathan Story, Simon Bauer und Stefan Mohr brachten kurze musikalische Beiträge, bei denen der Flügel jeweils eine tragende oder begleitende Rolle spielte. Beispielsweise sang Jonathan Story, begleitet von Stefan Mohr am Klavier, die Arie des Sarastro aus Mozarts Zauberflöte „O Isis und Osiris“, was bei Kirchenpfleger Hermann Amann beim Lesen des Programms etwas Bauchschmerzen verursacht hat, wie er bekannte, „weil in Anwesenheit des Kardinals vorchristlichen Göttern die Reverenz erwiesen wird“. Die Bauchschmerzen waren unbegründet: Kardinal Marx genoss sichtlich die Bass-Arie des Sarastro und alle übrigen Beiträge, die mit viel Applaus bedacht wurden.

Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob bedankte sich am Schluss des halbstündigen Konzerts bei den Ausführenden und wies darauf hin, dass bei der Finanzierung des Flügels immer noch eine Lücke von 3000 Euro klaffe, „in die hineingesprungen werden darf“. „Von mir kommen 500“, rief Kardinal Marx spontan, was Pfarrer Frauenlob wiederum zu dem Bibelzitat aus dem Johannesevangelium veranlasste: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt ...“

Erstmals gibt es im Jahr der Barmherzigkeit auf Initiative von Papst Franziskus Heilige Pforten auch außerhalb von Rom, im Erzbistum München und Freising sind es acht an der Zahl. Kardinal Marx möchte sie alle besuchen; Berchtesgaden war die vierte Station. Sein Wunsch ist, dass jeder, der eine Heilige Pforte durchschreitet, danach verändert ist, sich der Barmherzigkeit Gottes neu bewusst wird und selbst die Tür zu den anderen öffnet.

Bilder / Impressionen vom Pontifikalgottesdienst:

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Bilder / Impressionen von der Einweihung des neuen Flügels:

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Alle Bilder von Andreas Pfnür

 

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