Ein Leben im Seelsorgedienst

Diakon Karl Bodinger ist im 82. Lebensjahr verstorben

In den 19 Jahren seiner Tätigkeit als „ständiger Diakon mit Zivilberuf“ war Karl Bodinger in der Pfarrei St. Andreas in Berchtesgaden in vielen Seelsorgebereichen eingesetzt, wo er die Menschen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen fürsorglich begleitete und betreute. Am 21. Dezember 2018 verstarb Karl Bodinger nach einem erfüllten Leben.

Der Weg zum ersten Diakon in unserer Berchtesgadener Heimat war Karl Bodinger keineswegs vorgezeichnet. Geboren am 26. März 1937 auf einem landwirtschaftlichen Anwesen nahe Znaim in Südmähren erlebte er als Kind das NS-Regime, den Kriegsbeginn und den Zweiten Weltkrieg mit all seinen Auswirkungen auch im privaten Bereich.

Doch furchtbarer waren die Ereignisse zum Kriegsende, als eine marodierende Soldateska Jagd auf die deutschstämmigen Bewohner Südmährens machte. Sie wurden ausgeplündert, fast zu Tode geprügelt oder sogar erschossen. Diese schrecklichen Erlebnisse, so berichtete Karl Bodinger, haben tiefe Spuren in ihm hinterlassen und ihn lebenslang geprägt.

Wie viele andere mussten auch seine Eltern schließlich ihre Heimat verlassen. „In Viehwaggons wurden wir Ende April 1946 über Österreich nach Weilburg in Hessen transportiert“, schreibt Karl Bodinger: „Wir waren ‚Niemand‘ – keine Papiere, kein Geld – nichts!“ Doch es ging aufwärts, mit uneigennütziger Hilfe. Der Vater fand Arbeit und Karl konnte geordnet zur Schule gehen und er erinnerte sich: „Über unsere Schule lasse ich auch heute nichts kommen.“

Nach Ablegung der Abiturprüfung 1959 bewarb Bodinger sich für die Offizierslaufbahn und kam zu den Gebirgsjägern nach Bad Reichenhall. Während seiner Dienstzeit konnte er sich in unterschiedlichen soldatischen Verwendungen bewähren. Während seiner Bundeswehrzeit fand Karl Bodinger in der Kolpingsfamilie Berchtesgaden eine Gemeinschaft, der er sich mit großem Engagement ehrenamtlich widmete.

In den Jahren 1983 bis 1988 und 1992 bis 1999 übte er das Amt des ersten Vorstands umsichtig und konsequent im Sinne des seligen Adolph Kolping aus. Ein besonderer Höhepunkt seiner Vorstandszeit war 1985 der Kolping-Diözesantag mit Handwerkerausstellung und Staatsminister Max Streibl als Festredner.

Karl Bodinger war auch stets eine große Stütze in der Militärseelsorge, wie der damalige Militärpfarrer Isidor Volnhals rückblickend und dankbar feststellte. Als Oberstleutnant beendete er 1995 seinen aktiven Bundeswehrdienst und er blickte zufrieden auf diesen Lebensabschnitt zurück: „Ich war gerne Soldat und ich möchte keinen Tag missen. Ich habe alle mir anvertrauten Soldaten, die ich auszubilden und zu führen hatte, gesund und heil entlassen dürfen. Gründe genug, um Gott durch meinen Dienst am Nächsten zu danken.“

Jetzt war Karl Bodinger offen für Neues, er begann ein vierjähriges Theologiestudium und wurde am 2. Oktober 1999 im Münchner Liebfrauendom von Friedrich Kardinal Wetter zum Diakon geweiht.

Zu seinen umfangreichen Diakonsaufgaben gehörte es vorrangig, Menschen an ihren Lebenswenden seelsorglich beizustehen, sei es bei Taufen, Trauungen und Hochzeitsjubiläen, in der Krankenpastoral, bei Behinderten, im wöchentlichen Vespergebet, sei es bei Klassentreffen oder in der Altenarbeit.

Viele Berchtesgadener hat Diakon Bodinger auf ihrem letzten irdischen Weg begleitet und verabschiedet. An seinem 80. Geburtstag sagte er hierzu: „Diese Aufgaben machten mir viel Freude. Sie erfüllten mich, und weil meine Frau Elfi, unsere beiden Kinder Steffi und Benedikt mit unseren inzwischen fünf Enkelkindern meinen Einsatz mittrugen, möchte ich auch hier keinen Tag vermissen.“

Als Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob am Heiligabend das Ableben von Diakon Karl Bodinger bekannt gab und ihm für sein segensreiches Wirken dankte, herrschte in der Stiftskirche allseits große Betroffenheit und Anteilnahme. Seelsorge braucht Beständigkeit und Treue. Dies hat Karl Bodinger mit Freude gelebt.

Johannes Schöbinger
(Berchtesgadener Anzeiger vom 31. Dezember 1918)

 

Bilder von seinem pastoralen Wirken in Berchtesgaden

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