Berchtesgaden im Heiligen Jahr

„Pforte der Barmherzigkeit“ an der Stiftskirche feierlich eröffnet

Am 08.12.2015 hat Papst Franziskus im Petersdom das Heilige Jahr 2016 ausgerufen und die seit 15 Jahren verschlossene Heilige Pforte des Petersdoms geöffnet. Auch bei uns haben Gläubige die Gelegenheit, eine Heilige Pforte zu durchschreiten. Am Sonntagabend wurde im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes die „Pforte der Barmherzigkeit“ am Nordtor der Stiftskirche eröffnet.

Heilige Pforte an der Stiftskirche in Berchtesgaden

„Christus Sieger, Christus König, du hast uns aus der Schuld befreit“ ertönte der gesangliche Ruf fanfarenartig zum Höhepunkt der Statio gleich zu Beginn, als sich die Prozession der Gemeinde von der Pfarrkirche St. Andreas auf die Pforte am nördlichen Eingang der Stiftskirche zu bewegte, die bis zum 20. November 2016 ganz im Zeichen der Barmherzigkeit stehen wird.

Bereits im März diesen Jahres hatte Papst Franziskus ein außerordentliches Heiliges Jahr angekündigt. Dessen Tradition geht ursprünglich auf hebräisches Brauchtum zurück, in dem das „Jubeljahr“ oder „Jubiläum“ alle 50 Jahre begangen wurde. In der katholischen Kirche griff Papst Bonifatius VIII. im Jahre 1300 die Tradition des Jubiläums wieder auf. Im Jahre 1475 legte man einen Rhythmus von 25 Jahren fest. Dieser sollte es jeder Generation ermöglichen, zumindest ein Jubiläumsjahr mitzuerleben.

Die Besucher des Gottesdienstes am Abend des dritten Advent erlebten einen feierlichen, vorweihnachtlich besinnlichen Gottesdienst mit, der Gelegenheit zur inneren Einkehr und Stille bot und in seiner eher schlicht gehaltenen Ausrichtung der päpstlichen Grundhaltung entsprach und auch die Grundsätze des Patrons des neu gegründeten Pfarrverbands verinnerlichte, der die „Treue im Kleinen“ als Vorsatz seines Lebens gewählt hatte.

Barmherzigkeit als Lebensgrundsatz

Ein außerordentliches Heiliges Jahr steht im Zusammenhang mit besonderen Anlässen und unterbricht die zeitliche Abfolge. Der Brauch außerordentliche Jubiläen auszurufen, geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Im vergangenen Jahrhundert geschah dies zweimal: 1933 feierte Pius XI. den 1900. Jahrestag der Erlösung und 1983 erinnerte Papst Johannes Paul II. an die 1950 Jahre, die seit der Kreuzigung Christi vergangen waren.

Zum „Jubiläum der Barmherzigkeit“ werden in den kommenden Monaten in Rom Millionen von Pilgern erwartet, die die „Heilige Pforte“ im Petersdom durchschreiten werden. Wer die weite Reise in den Vatikan nicht antreten kann, hat diesmal in heimatlichen Pfarreien Gelegenheit, eine so genannte „Pforte der Barmherzigkeit“ zu durchschreiten. „In jeder Diözese der Welt sollen Kirchen mit überregionaler Bedeutung eine Heilige Pforte öffnen“, erläutert Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob. Insgesamt acht seien es in unserer Erzdiözese. Dadurch bekämen viele Menschen die Gelegenheit am Heiligen Jahr teilzunehmen.

Betritt man das Portal der Stiftskirche durch seine Außenpforte, so fällt die überlebensgroße Figur des „barmherzigen Vaters“ auf. „Er war verloren und ist wiedergefunden“, so heißt es im Lukasevangelium. Der Vater vergibt dem jüngeren seiner beiden Söhne und schließt ihn fest in seine Arme, nachdem er viele Jahre, durch das väterliche Erbe begünstigt, in Saus und Braus gelebt hatte. Mit Kalebasse und Wanderstock wird der von seiner unglückseligen Pilgerreise zurückkehrende Jüngling dargestellt. „Das Heilige Jahr ist eine willkommene Gelegenheit, um die Figur ins Bewusstsein zu rücken“, so der Pfarrer.

Franziskus hat die Barmherzigkeit zu einem zentralen Thema seines Pontifikats gemacht. „Aus Barmherzigkeit gewählt“, lautet das Motto auf seinem Wappen. Gleichzeitig will er an das Ende des Zweites Vatikanischen Konzils am 8. Dezember 1965 erinnern.

„Barmherzigkeit walten zu lassen, ist ein Wesensmerkmal Gottes. Gerade darin zeigt sich seine Allmacht“, wusste schon der große Kirchenlehrer Thomas von Aquin (1224 - 1274) um Größe und Bedeutung der Thematik, wie sie in verschiedenen Zitaten im Zusammenhang des Festgottesdienstes vorgetragen wurden und als Audition den Besuchern der Pforte zur Verfügung steht. „Die Botschaft des Evangeliums ist die, dass der Mensch von Gott geliebt und angenommen ist, mit seinem Versagen, seinem Scheitern, seiner Schuld“, so Pfarrer Frauenlob.

Impulse für die Vergebung und Stärkung der Gemeinschaft

„Jesus Christus ist das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters“, so beginnt das päpstliche Dokument zur Ankündigung des außerordentlichen Heiligen Jahres. Es gelte, das Wirken Gottes in der Welt zu spüren, so der Pfarrer. „Wir feiern in den Sakramenten die Nähe Gottes. Gott ist uns nahe vom Anfang bis zum Ende unseres Lebens.“ „Fest soll mein Taufbund immer stehen“, singt die Gemeinde, nachdem der Pfarrer mit den Worten „wir bitten darum, dass der Herr das Wasser als Erinnerung an die Taufe segne“, den Bund der Taufe erneuert, bevor die Gläubigen aufbrechen.

Gestärkt durch das Sakrament der Taufe, kann der Mensch aufbrechen, seinen Lebensweg Schritt für Schritt abzuschreiten. Nicht von ungefähr würden die Sakramente an den Wendepunkten des Lebens gespendet, erklärt Pfarrer Frauenlob. Sie seien nicht Belohnung für gutes Verhalten, sondern ein Geschenk, damit das Leben gelänge. Damit teilt er die Ansicht der Deutschen Bischofskonferenz, die sich vom Heiligen Jahr Impulse für die Sakramente der Vergebung und der Stärkung, aber auch für das menschliche Miteinander erwartet.

Wurden zu Beginn des Gottesdienstes durch Pfarrer Frauenlob beide Flügel der Berchtesgadener Pforte der Barmherzigkeit geöffnet, so ertönten die vertrauten, vorweihnachtlichen Klänge diesmal ganz im Zeichen „außerordentlicher“ Symbolhaftigkeit, mit dem Gesang „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ am Ende des Gottesdienstes, bevor die Klarinetten-Musi der Musikschule Berchtesgaden unter der Leitung von Gabriele Oder und Kazimir Wilgodzki an der Orgel die Schlussakkorde der musikalischen Gestaltung setzten.

Johannes Vesper

 

 

 

 

Eindrücke / Impressionen:

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