Geistlicher Rat Pfarrer i. R. Georg Walch feierte Diamantenes Priesterjubiläum

Vor 60 Jahren im Wochenabstand zwei Primizen in der Stiftskirche

Ein seltenes Fest konnte vor einigen Wochen der gebürtige Berchtesgadener Georg Walch begehen: sein 60-jähriges Wirken als katholischer Priester. Geboren wurde der Jubilar als Zwillingsbruder einer im Kindesalter an Diphterie verstorbenen Schwester am 23. Oktober 1934. Sein Vater Georg Walch, Organist in der Stiftskirche, ist 1944 als Soldat in Belgien gefallen. Der Großvater war der Stiftsturmmesner Georg Walch, seine Großmutter eine Tochter des Ramsauer Oberlehrers Martin Westermayr. Am 29. Juni 1962, dem Peter-und-Pauls-Tag, wurde Georg Walch im Hohen Dom zu Freising zum Priester geweiht, übrigens zusammen mit einem weiteren Berchtesgadener, Alois Fuchs, einem Enkel des Buchdruckereibesitzers Isidor Fuchs. Einen Tag später wurden die beiden Primizianten in Berchtesgaden feierlich begrüßt. Wie der „Berchtesgadener Anzeiger“ berichtete, hatte sich am Franziskanerplatz eine tausendköpfige Menge eingefunden. Vor dem Hauptportal der Franziskanerkirche warteten der Pfarrklerus, der Franziskanerorden, Geistlichkeit aus den Landgemeinden, die Mütter der Primizianten und deren nächste Angehörigen, Fahnenabordnungen von Trachtenvereinen und Weihnachtsschützen, des Werkvolks, der Kolpingsfamilie und der Katholischen Jugend sowie die Ehreneskorte des Salzbergwerks. Dutzende blumengeschmückte Autos waren den Primizianten entgegengefahren und brachten sie zur wartenden Menge, wo sie von 2. Bürgermeister Obermedizinalrat Dr. Stefan Imhof mit herzlichen Worten begrüßt wurden. Dann bewegte sich unter den Klängen von Prozessionsmärschen der Marktkapelle, dem vollen Geläut der Glocken und heftigem Böllern der Weihnachtsschützen der lange Zug durch die Maximilianstraße und über den Marktplatz, „wo die Bevölkerung und Kurgäste in Mauern standen“, zur Stiftskirche.

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Alois Fuchs, Pfarrer Otto Schüller, Georg Walch


Nach der Begrüßung durch Pfarrer Otto Schüller und der Ansprache von Alois Fuchs spendeten beide Neupriester zum ersten Mal den Primizsegen. Am Sonntag feierte dann Georg Walch das Primizamt in der Stiftskirche, eine Woche später Alois Fuchs. Letzterer war später über 45 Jahre Pfarrer in Rosenheim, 2016 ist er verstorben. Und sogar ein dritter Berchtesgadener wurde im selben Jahr zum Priester geweiht: Der Missionar Karl Sommer empfing am 26. August 1962 in Cochabamba/Bolivien die Priesterweihe.
Über die Primizfeier von Georg Walch berichtete der „Anzeiger“ unter anderem: „Die Geistlichkeit hatte im Presbyterium auf der Evangeliumseite Platz genommen, darunter in purpurnem Talar Monsignore Max Eham, Domkapellmeister von Freising. Erwähnt seien auch die ehemaligen Berchtesgadener Kapläne: die Studienräte Gillhuber und Alt, Studienprofessor Hofer, Kaplan Hoska und Vikar Franz Niegel (Primiziant von 1954). (…) Die musikalische Verschönerung dieses Primizamtes war auch für verwöhnteste Kenner ein unvergessliches Erlebnis. Aufgeführt wurde das feierliche Hochamt in B von Joseph Haydn, die sogenannte Heiligmesse für Solisten und großes Orchester. Dabei hat im Stiftskirchenchor auch der Chor von Maria am Berg mitgewirkt, (…) außerdem Mitglieder des Kirchenchores von Ramsau und die Tonsäulen der Liedertafel sowie ein Teil des Kurorchesters, nicht zu vergessen das Streichquartett Bach-Müller. Solisten waren Frau Klara Schelle, Helma Wohlgeschaffen, Holzer-Thieser, H. Tänzer (vom Kurorchester), Baron v. Rehlingen und H. Heinle. (…) Beim ausgezeichneten Primizmahl in der Gaststätte Lockstein hielt der Pfarrherr eine launige Tischrede, die sich weniger mit dem hochwürdigen Herrn Primizianten als mit dem den Berchtesgadenern allen wohlbekannten Georg Walch befasste.“

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Im März 1966 wurde Georg Walch als Domkaplan in die Münchner Metropolitanpfarrei Zu Unserer Lieben Frau angewiesen. Als Kaplan war er hauptsächlich für die Ministranten und die Pfarrjugend zuständig. Da er später viele der ihm anvertrauten Jugendlichen trauen und deren Kinder taufen durfte, initiierte er in der Dompfarrei einen Familienkreis und fungierte als dessen geistlicher Begleiter. 1973 für den Schuldienst als Religionslehrer freigestellt, wurde er Oberstudienrat in einer Berufsschule. Daneben war er – und ist es noch heute – als Seelsorgemithilfe in der Dompfarrei tätig. 1998 wurde er von Friedrich Kardinal Wetter zum Geistlichen Rat ernannt. Auch aus der Berchtesgadener Heimat gehen nachträglich die besten Glückwünsche zum Diamantenen Priesterjubiläum nach München!

 

(Fotos: privat)

 

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