Vor 30 Jahren wurde Pater Kaspar Stanggassinger selig gesprochen

Feierliche Andacht mit Lichterprozession und Festgottesdienst zum Gedenken

An diesem Dienstag jährt sich zum 30. Mal der Tag der Seligsprechung des Redemtoristenpaters Kaspar Stanggassinger. Am 24. April 1988 wurde der bereits im Alter von 28 Jahren verstorbene Geistliche vom Oberkälberstein von Johannes Paul II. selig gesprochen. Mit einer Lichterprozession und einem feierlichen Gedenkgottesdienst in der Stiftskirche gedachten die Gläubigen dieses außergewöhnlichen Mannes.

Am 24. Juni 1895 feierte der junge Theologe seine Primiz, ebenfalls in der Stiftskirche. Es wurde ein wirklicher Festtag, wie die Chronisten berichten. Böllerschüsse ertönten, die Kirche war prachtvoll geschmückt und bis auf den letzten Platz gefüllt. Dabei hätte er diesen Tag viel lieber in aller Stille verbracht.

Der Weg, den die Gläubigen mit ihren Lichtern am Sonntagabend von Kaspars Geburtshaus zur Stiftskirche zurücklegten, war auch sein Weg. „So heldenhaft für den Menschen beseelt, war Kaspar immer ein freier Mensch“, betonte Pfarrer Frauenlob, der den festlichen Gottesdienst zelebrierte, nachdem Kardinal Wetter aus gesundheitlichen Gründen absagen musste. Gleichzeitig machte er den Anwesenden Mut. „Jeder Mensch ist ein Original und von Gott so gewollt.“

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Einige Schritte unterhalb des Anwesens findet man eine einsame Stelle, an der sich ein von Moos und Sträuchern umrankter Stein mit der Aufschrift „Pater Kaspers Predigtstuhl“ aus dem Boden windet. Hier hat der junge Kaspar in frühkindlichen Rollenspielen als Prediger die Aufmerksamkeit seiner Freunde und Geschwister auf sich gezogen. Auch Prozessionen und andere sakrale Elemente kamen hier zur spielerischen Darstellung. „Früh übt sich, wer ein Meister werden will“, lässt sich der Volksmund an solchen Stellen gern zitieren.

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„Pater Kaspars Predigtstuhl“: An dieser Stelle unterhalb des Anwesens soll Kaspar im frühkindlichen Rollenspiel mit seinen Geschwistern erste sakrale Spielformen geübt haben.

In Anbetracht der Suche nach einer schlüssigen Antwort auf die Fragestellung, in welcher Art und Weise geistliche Berufung bereits in die Wiege gelegt oder entsprechende Fähigkeiten erst herausgebildet wurden, rückt ein für Kaspar zentrales Glaubenselement in den Focus, nämlich das der Gnade. „Meine Worte nützen nichts, wenn nicht die Gnade Gottes sie befruchtet“, so der Pater zu Beginn seiner geistlichen Laufbahn.

 

Die Gnade und das „innere Leben“ mit zentraler Bedeutung

Die Botschaft von Jesus war eindeutig: Gott liebt die Menschen, ohne dass sie es sich verdienen können. Nicht erst wenn der Mensch gut, brav und tugendhaft ist, liebt ihn Gott, sondern er liebt ihn bedingungslos, weil er es so will. Er schaut wohlwollend auf die Menschen. Er erwartet keine Gegenleistung. „Ich bin Kleriker geworden durch Gottes Gnade“, so der Selige Pater Kaspar auf der Suche tiefster Glaubensweisheiten. Er wurde nicht müde, immer und immer wieder um diese Gnade zu bitten. Sie hatte zentrale Bedeutung in seinem geistlichen und privaten Leben, ebenso wie ein weiteres, für ihn wichtiges Signum seiner gottergebenen Gedankenfülle: sein „inneres Leben“.

In seinen „geistlichen Tagebüchern“, die er sich der angelegt und konsequent geführt hatte, wird einiges davon sichtbar. Hier lässt sich nachvollziehen, mit welchem Einsatz und wie motiviert der treue Gottesdiener an sich arbeitete. Er notiert sich einige Vorsätze und liest sie immer wieder durch, um sie zu verinnerlichen, wobei die praktische Seite des Lebens in dieser nach innen gerichteten Vorstellungswelt nicht zu kurz kam. Er praktizierte „alltagstaugliche Meditationsübungen“. Das Gebet stand im Mittelpunkt des Tages, die heilige Messe bildete den Gipfelpunkt allen Betens.

„Wenn dein Gemüt bewegt ist, bete, bis es wieder still wird im Herzen!“, gab er den Gläubigen mit auf den Weg. Er lebte, ohne aufzufallen. Kaspar war ein nachdenklicher, oft introvertierter Mensch, der sich zurückhaltend, aber immer höflich zeigte. Er stand mit beiden Beinen fest im Leben. Für ein Dasein als Eremit war er nicht geschaffen. Ein Leben lang blieb er ein sozialer und offener Mensch, der in einem dichten Netz sozialer Beziehungen lebte und für den Lebensfreude einen hohen Stellenwert hatte. „Freude muss ein Mensch haben“, schrieb er zu Beginn des Noviziats.Denn sonst kann er nicht leben. Traurigkeit verkürzt das Leben.“ Ganz bewusst konnte er auf Dinge verzichten, um sein Herz zu reinigen.

 

Ein Leben in ungezwungener Askese

„Überhaupt wunderten sich die Zöglinge oftmals, wie er mit so Wenigem, das er genoß, leben könne; wenn dieser kein Heiliger sei, dann wüßten sie überhaupt nicht, wer es dann sei. Seine Anspruchslosigkeit und Selbstbeherrschung in jeder Beziehung waren ganz auffallend.“ So schreibt Alois Meier in seinen biographischen Ausführungen mit dem Titel P. Stanggassinger. Ein Lebensbild, in der 2. Aufl. aus dem Jahre 1908. Dabei wirkt seine asketische Lebensweise bei aller Konsequenz und Entschiedenheit nie angestrengt oder gezwungen. Er konnte ganz bewusst auf Dinge verzichten, um sein Herz zu reinigen;

Seine Askese richtete sich auf die kleinen Dinge des Alltags: eine gewissenhafte zeitliche Planung, die Treue zu den Regeln der Gemeinschaft. Jede Übertreibung war ihm fremd; „Sei zufrieden mit den kleinen Fortschritten und strebe nicht nach zu hohen Dingen.“ Ganz bewusst nimmt er sich vor, den Lärm der Welt nicht durch die „zahlreichen Tore und Fenster der Sinne“ hereinzulassen.

Und während sich Kinder im Kinderzentrum der Caritas mit dem Namen „Kaspar“, im südrussischen Orenburg gelegen, immer wieder selbstständig und freiwillig, dem seligen Pater widmen, machen sich Grundschulkinder aus dem Stiftsland gemeinsam mit ihrer Religionslehrerin auf die Spurensuche auf dem Anwesen am Oberkälberstein. Mit liebevoll gestalteten Bildern haben sie sich schon einmal in ihrer Fantasie mit dem seligen Kirchenmann beschäftigt. Rita Heinz, Großnichte und Hausherrin des Anwesens, begrüßt die Kinder mit gekühlten Getränken. Für die Andacht am Sonntag hat sie schon Blumenschmuck vorbereitet. Sie wird nicht müde, ihren überreichen Fundus an Wissenswertem an ihre jungen Gäste weiterzugeben.

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An diesen Schülern jedenfalls hätte auch der begnadete Pädagoge seine Freude gehabt.

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Die Grundschüler aus dem Stiftsland Berchtesgaden zeigten sich sehr interessiert an der Lebensgeschichte des Seligen Kaspar.                               

Text und Fotos: Vesper

 

 

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Diese Madonna hat er sich zum Abitur gekauft.

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Die Wiege des seligen Kirchenmannes vom Oberkälberstein.

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