Vom Organisten zum Priester

Josef Rauffer tritt seine Kaplanstelle im Stiftsland Berchtesgaden an

Seit 1. September hat Berchtesgaden wieder einen Kaplan: Josef Rauffer, ein 29 Jahre alter Fischbachauer, stellte sich am Wochenende den Gottesdienstbesuchern vor, am Samstagabend in Maria Gern, am Sonntagvormittag in Heilige Familie Au und in St. Nikolaus Marktschellenberg.

IMG 1525 1a

IMG 1526a

IMG 1529

Am Sonntagabend schließlich feierte Rauffer die Abendmesse in der Stiftskirche. Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob begrüßte nach dem Einzug seinen neuen Mitarbeiter und wünschte ihm Gottes Segen für seine Tätigkeit im Stiftsland. Er informierte die Gläubigen, dass Kaplan Rauffer wegen des geplanten Pfarrhof-Umbaues in Marktschellenberg wohnen werde. 

P1210402aklein

P1210407aklein

Seine Predigt leitete Kaplan Rauffer mit folgendem - nicht autobiografischen - Witz ein, bevor er sich den Gläubigen kurz vorstellte:

Ein Madl aus gut katholischem Haus hat einen Freund, der nur einen Fehler hat: Er ist evangelisch. Eines Tages nimmt die Mutter die Tochter beiseite: "Hör mal, dein Freund ist wirklich ein netter Mann, aber wenn er dich heiraten will, dann muss er katholisch werden. Wenn ihr zusammen spazieren geht, musst du ihm viel von unserer Kirche erzählen, vom Papst, den Bischöfen, den vielen Heiligen und Märtyrern und von dem schönen Gottesdienst." Die Tochter verspricht das. Dann kommt sie eines Tages tränenüberströmt nach Hause. "Was ist los?, fragt die Mutter. "Hat es nicht geklappt? Er will wohl nicht katholisch werden?" "Im Gegenteil! Viel schlimmer: Jetzt will er Priester werden!"

So wie in dieser Geschichte verlief Rauffers Weg zum Priestertum zwar nicht, dennoch war es kein gerader, vorgezeichneter Weg. Es war vielmehr ein Umweg über die Musik. "Als Jugendlicher hatte ich mit der Kirche nichts am Hut", bekannte der Kaplan freimütig. "Ich bin nur selten in die Kirche gegangen, auch war ich nie Ministrant." Rauffer, der schon mit 5 Jahren Akkordeonspielen gelernt hatte, fand später Gefallen am Orgelspiel und spielte im Wallfahrtsort Maria Birkenstein regelmäßig die Orgel. Hier lernte er die verschiedensten Geistlichen kennen und sein Interesse am Glauben und an der Kirche wuchs. Deshalb holte der gelernte Bankkaufmann das Abitur nach und trat in das Priesterseminar ein. Während des Pastoralkurses war er in Olching, "wo die höchste Erhebung der Schuttberg ist". Am 1. Juli 2017 wurde er im Freisinger Dom von Reinhard Kardinal Marx zum Priester geweiht und feierte am 9. Juli in Fischbachau seine Heimatprimiz. Nun sei er glücklich, wieder "in die Berge" zurückkehren zu dürfen, und freue sich auf viele Begegnungen in Berchtesgaden. "Herr, wen du lieb hast, den lässest du fallen in dieses Land!", zitierte er abschließend den bekannten Ausspruch aus Ludwig Ganghofers "Martinsklause". Dieser Satz sei der erste von drei Sätzen, von denen er allerdings nur die ersten beiden unterstreichen wolle, den dritten dagegen nicht. Der zweite und dritte Satz lauten: "Hier lass mich leben und schaffen in deinem Dienst!" "Und wenn mein Werk gelang, hier lass mich sterben!" So weit wollte der junge Kaplan nun doch nicht gehen ... 

P1210414aklein

P1210422aklein

Am Ende des Gottesdienstes erteilte Kaplan Rauffer den Primizsegen - zunächst den allgemeinen, dann den Einzelsegen.

P1210429aklein

P1210434ckleinKaplan Josef Rauffer mit seinen Eltern und mit seinem neuen "Dienstherrn"

 

"Gott ist Licht und keine Finsternis ist in ihm." (1 Joh 1,5)
(Primizspruch)

 

Fotos: Lisi Krenn, Andreas Pfnür
3. September 2017

 

 

 

Weitere Informationen